Der Band versammelt 16 Beiträge einer internationalen Tagung an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften im April 2008, die sich mit der Entstehung von Staatlichkeit in in der griechisch-römischen Spätantike (4.-6. Jhdt. n.Chr.) und der Frühen Neuzeit in Europa (1500-1800) beschäftigt hat. Beide Epochen haben für das Thema des Wachstums und der strukturellen Bedingungen von Staaten exemplarische Bedeutung und werden hier erstmals einem systematischen Vergleich unterzogen. Dieser komparatistische Ansatz ermöglicht ungewohnte Perspektiven auf die Phänomene der Staatswerdung und stellt geläufige historisch-teleologische Deutungsmuster in bezug auf die Entstehung moderner Staatlichkeit in Frage. Die in dem Band versammelten Einzelstudien behandeln zentrale Aspekte von Staatlichkeit und Staatswerdung in beiden Epochen: die Entstehung von Bürokratien, die in vieler Hinsicht nur auf den ersten Blick modern anmuten; der keineswegs immer geradlinig verlaufende und monokausal zu erklärende Machtgewinn zentralistischer Strukturen auf Kosten intermediärer städtischer oder adliger Hoheitsrechte; die Allianz von Religion und neuer Staatlichkeit, die freilich keineswegs so konsequent war wie traditionellerweise behauptet; und die Frage nach den sozialen Folgen der gesteigerten Staatlichkeit in beiden Epochen, die sich in besonderem Maße bei der Integration bestehender oder neuer Eliten und auf dem neuen Feld der Bevölkerungspolitik zeigen. Das mysteriöse Gebilde des Staates ist keineswegs das Ziel der Geschichte - und ganz offensichtlich auch als historisches Phänomen keineswegs so einmalig, wie ihn Verfechter der "eigentlichen Moderne" gerne darstellen. Es handelt sich vielmehr um ein auf zahlreichen, teilweise divergierenden Grundlagen basierendes Produkt eines Prozesses, der sowohl Rückschritte als auch Wiederholungen zu kennen scheint.