Die Geschichte lässt sich in wenigen Worten zusammenfassen: Die 18-jährigeStudentin Aude begegnet der vielleicht 35-jährigen Gabrielle, einer gebildeten,schönen, geheimnisvollen Frau. Sie ist Schauspielerin, Inhaberin eines Antiquariats,Belgierin, Jüdin, ist geschieden, lebt allein. Und sie nimmt sich der jungenFrau an, die gegen die enge kleinbürgerliche Welt ihrer Familie rebelliert undin der doppelt so alten Frau eine lockende und tröstliche Gegenwelt verkörpertsieht: »Du bist die Mutter, die ich mir so sehr gewünscht hatte.« Doch in ihrerUmgebung wird diese Beziehung mit Argwohn und offener Ablehnung zurKenntnis genommen. Und es kommt zum Bruch.Ein autobiografischer Roman? Nein. »Es ist alles wahr außer der Geschichteselbst«, so brachte es die Autorin einst auf den Punkt.Was an diesem superben Début einer jugendlichen Autorin Anne-LiseGrobéty schrieb den Roman im Alter von 19 Jahren fast noch mehr beeindrucktals die zarte Geschichte, ist die genaue, an den Vorbildern des NouveauRoman geschulte, suggestive, mitreißende Sprache. Corinna Bille, die eigentlicheEntdeckerin dieser Schriftstellerin, schrieb seinerzeit: »Dieser Romanscheint aus einem einzigen Satz zu bestehen.«