Der St. Galler Humanist und Politiker Joachim von Watt, genannt Vadian, hat eine weitläufige und intensive Korrespondenz geführt. Die Briefe politischen Inhalts, die er von 1531 bis zu seinem Tod am 6. April 1551 mit seinen Briefpartnern in der Eidgenossenschaft und den angrenzenden Gebieten gewechselt hat, sind das Thema dieser Abhandlung.Seit der Reformation in den 1520er Jahren waren die eidgenössischen Orte aus konfessionellen Gründen unter sich heillos zerstritten. In den 1540er Jahren beunruhigte sie aber eine Gefahr, die von aussen kam und sie alle betraf. Im Römischen Reich, das damals noch von Burgund bis Österreich und bis zur Nordsee reichte und auch Norditalien einschloss, rüstete sich der katholische Kaiser Karl V. zum Kampf gegen die Fürsten, weil diese in der Herrschaftsmacht nachdrängten und viele unter ihnen protestantisch geworden waren. Karl V. als einem Habsburger war aber auch die Eidgenossenschaft ein Dorn im Auge. 1547 kam es zwischen ihm und den Fürsten zum militärischen Zusammenstoss, aus dem der Kaiser siegreich hervorging. Er stand nun auf dem Höhepunkt seiner Macht und wollte im Reich die Reformation austilgen. Im Herbst 1548 unterwarf er auch die den Eidgenossen nahestehende reformierte Reichsstadt Konstanz und degradierte sie zur österreichischen Landstadt. Sollte es nun gegen die reformierten eidgenössischen Städte oder gar gegen die ganze Eidgenossenschaft losgehn? Sie war von feindlichen Mächten umschlossen und in ihrem Fortbestand bedroht. Die Korrespondenz Vadians gibt Hinweise darauf, was es alles brauchte, dass sie überleben konnte.