In den vergangenen Jahrzehnten ist Georg Philipp Telemann auch als Komponist geistlicher Vokalmusik diskografisch wiederentdeckt worden. Dies gilt nicht nur für seine großangelegten oratorischen Werke und Passionen, sondern vermehrt auch für sein umfangreiches Kantatenschaffen, das in der Vergangenheit von der Musikwissenschaft fälschlicherweise immer an dem seines Zeitgenossen Johann Sebastian Bach 'gemessen' wurde, anstatt es als eigenständigen und von diesem zum Teil grundverschiedenen Beitrag zur protestantischen Kirchenmusik zu sehen. Der Komposition von geistlichen Kantaten hat sich Telemann während seiner gesamten künstlerischen Laufbahn gewidmet und dabei gleich mehrere Kantatenjahrgänge komponiert. Die für diese CD ausgewählten festlichen Kantaten zum Reformationstag und zum Michaelisfest strotzen nur so von interessanten musikalischen Einfällen, sind farbig und vor allem aber dem Anlass entsprechend zum Teil aufwändig instrumentiert. Die hier aufgenommen Werke decken einen großen Zeitraum in Telemanns Schaffen ab; die Kantate zum Michaelisfest Welch¿ Getümmel erschüttert den Himmel (TVWV 1:1546) beispielsweise entstand erst 1757, als der Komponist bereits weit über siebzig Jahre alt war. Sie zeigt eindrucksvoll, dass er bis ins hohe Alter neuen stilistischen Entwicklungen gegenüber offen war. Das Johann Rosenmüller Ensemble und der Kammerchor Bad Homburg unter Susanne Rohn legen mit ihrer überzeugenden Einspielung eine CD vor, die sowohl als Beitrag zum Reformations-Jubiläum als auch zum 250. Todestag dieses bedeutenden deutschen Barockkomponisten zu verstehen ist.
